Die Tiger-Klasse

Die Tiger-Klasse (148) war eine Klasse von Flugkörperschnellbooten der Deutschen Marine, die von 1972 bis 2002 im Dienst standen. Sie wurden in Frankreich auf Grundlage von Entwürfen der deutschen Lürssen Werft entwickelt. Daraus entstand eine Familie von Bootsklassen, die als La Combattante bekannt und erfolgreich exportiert wurde. Die Entsprechung der deutschen Boote war dabei die "La Combattante II Klasse". Die 20 für die Bundesmarine beschafften Boote wurden teilweise von der Lürssen Werft gefertigt.
Schon Anfang der 1960er Jahre begannen die Planungen für die Nachfolger der eingeführten Schnellbootsklassen. An dem geplanten Typ zeigte sich auch Israel interessiert. Als aufgrund des Kriegswaffenkontrollgesetzes ein Export aus Deutschland nicht möglich erschien, wurden die Pläne in Zusammenarbeit mit der französischen "Chantiers des Constructions Mechaniques de Normandie" in Cherbourg für Israel umgesetzt. Das französische Design sah dabei im Unterschied zur Konstruktion von Lürssen einen Stahlrumpf vor.
 

Als der Ersatz der deutschen Jaguar-Schnellboote anstand, war die Entwicklung der späteren Albatros-Klasse bei Lürssen noch nicht abgeschlossen. Auf der Suche nach Alternativen konnte sich Frankreich 1970 mit seinem Angebot in der Ausschreibung durchsetzen (je Boot 43 Millionen DM). Acht der Boote wurden von Lürssen nach Lieferung der rohen Bootskörper aus Frankreich fertig gestellt. Die Boote der Tiger-Klasse ersetzten ab Mitte der 1970er Jahre die Boote der Jaguar-Klasse des 3. und 5. Schnellbootgeschwaders und übernahmen auch deren zunächst inoffiziellen Bootsnamen. Sie waren für die Überwachung und die Kampfführung in Nord- und Ostsee konzipiert und wurden in den 30 Jahren Dienstzeit bei der Bundesmarine und deutschen Marine mehrfach nachgerüstet. Nach der außer Dienst Stellung wurden sie an verschiedene Länder verkauft oder verschrottet. Es wurde kein Ersatz beschafft. Aufgrund der veränderten Einsatzbedingungen reduziert die Deutsche Marine ihren Bestand an Schnellbooten drastisch und beschafft stattdessen eine geringere Zahl Korvetten.

 

La Combattante II-Klasse

Aus der Zusammenarbeit mit Lürssen entstand die La Combattante II-Klasse, die für Frankreich im Export sehr erfolgreich wurde. Unter anderem erhielten außer Israel (12) und Deutschland (20) auch Griechenland (4), Malaysia (4), Iran (12) und Libyen (10) Boote dieses Typs. Die Klasse wurde weiterentwickelt und als La Combattante III an weitere Länder geliefert.

 

Merkmale

Als Plattform für vier Seezielflugkörper und mit erheblich ausgeweiteter elektronischer Kapazität, übertrafen sie ihre Vorgänger in der Verdrängung um etwa ein Drittel. Die Tiger-Klasse Boote waren die einzigen deutschen Schnellboote mit Metallrümpfen.

Der Antrieb der deutschen Boote erfolgte durch vier MTU-Turbodieselmotoren auf vier Wellen. Zur Stromerzeugung wurden drei MWM 232 V8 Diesel-Drehstrom-Generatoren mit je 88 kW installiert.

Die Hauptwaffen waren die vier Flugkörper auf dem Achterdeck sowie ein 76 mm Geschützturm auf dem Vordeck und eine 40 mm Flak am Heck. Die Raketen waren in zwei Doppelstartern aufgestellt, die jeweils schräg nach Backbord und Steuerbord voraus gerichtet waren. Die Tiger-Klasse war mit verschiedenen Radar- und Feuerleitanlagen und dem automatisierten LINK 11-Datenfunksystem zur schnellen Lagebildübermittlung ausgestattet. Zum Eigenschutz standen elektronische Störmaßnahmen, Radarscheinziele und Infrarot-Täuschkörper zur Verfügung.

 

Boote

NATO
Kennung
Deutsche
Kennung
Name
Indienststellung
Außerdienststellung
Verbleib

P6141

S 41

Tiger

31. 10. 1972

22. 09. 1998

Chilenische Marine "Teniente Uribe"

P6142

S 42

Iltis

08. 01. 1973

15. 01. 1992

Griechische Marine "P72 Simaiforos Votsis"

P6143

S 43

Luchs

09. 04. 1973

27. 08. 1998

Chilenische Marine als Ersatzteilträger

P6144

S 44

Marder

14. 06. 1973

25. 05. 1994

Griechische Marine "P74 Plotarhis Vlahavas"

P6145

S 45

Leopard

21. 08. 1973

28. 09. 2000

Griechische Marine "P76 Ipopliarchos Tournas"

P6146

S 46

Fuchs

17. 10. 1973

16. 12. 2002

Ägyptische Marine "6. October"

P6147

S 47

Jaguar

13. 11. 1973

28. 09. 2000

Griechische Marine "P77 Plotarhis Sakipis"

P6148

S 48

Löwe

09. 01. 1974

16. 12. 2002

Ägyptische Marine "21. October"

P6149

S 49

Wolf

26. 02. 1974

27. 08. 1997

Chilenische Marine "Guardiamarina Riquelme"

P6150

S 50

Panther

27. 03. 1974

27. 09. 2001

2003 verschrottet

P6151

S 51

Häher

12. 06. 1974

24. 06. 1994

Griechische Marine "P75 Plotarhis Maridhakis"

P6152

S 52

Storch

17. 07. 1974

16. 11. 1992

Griechische Marine "P73 Antipliarchos Pezopoulos"

P6153

S 53

Pelikan

24. 09. 1974

04. 06. 1998

Chilenische Marine Ersatzteilträger

P6154

S 54

Elster

14. 11. 1974

27. 08. 1997

Chilenische Marine "Teniente Orella"

P6155

S 55

Alk

07. 01. 1975

13. 05. 2002

Ägyptische Marine "23. October"

P6156

S 56

Dommel

12. 02. 1975

16. 12. 2002

Ägyptische Marine "18. June"

P6157

S 57

Weihe

03. 03. 1975

16. 12. 2002

Ägyptische Marine "25. April"

P6158

S 58

Pinguin

22. 05. 1975

28. 06. 2001

2003 verschrottet

P6159

S 59

Reiher

24. 06. 1975

27. 01. 2001

2003 verschrottet

P6160

S 60

Kranich

06. 08. 1975

22. 09. 1998

Chilenische Marine "Teniente Serrano"