Die Geschichte der Schnellboote

 

 

Geschichte

Die Entwicklung des Schnellbootes geht zurück auf die Zeit des Ersten Weltkriegs, wo Großbritannien, Italien und Deutschland jeweils kleine Boote entwickelten, die mit Verbrennungs-motoren angetrieben wurden.
 

Großbritannien

Die Royal Navy konstruierte kleine Boote, die als Beiboote von Kreuzern zum Einsatzort an die Küste gebracht werden sollten und durch ihren geringen Tiefgang die Minenfelder vor der deutschen Küste überfahren konnten.

 

Italien

Italien, das zunächst neutral blieb, erkannte die Gefahr, die von den U-Booten ausging und entwickelte als Abwehrmaßahme für die Küste kleine Motorboote die MAS (Motoscafi Antisommergibili = Motorboote gegen U-Boote). Diese Boote erhielten bald auch eine Bewaffnung mit Torpedos und konnten damit einen spektakulären Erfolg erzielen, als sie bei einem Angriff den österreich-ungarischen Schlachtkreuzer Szent Istvan versenkten.

 

Deutschland

Deutschland experimentierte ab 1916 mit kleinen Booten, die mit Luftschiff-Motoren angetrieben wurden. Diese Boote sollten in Flandern britische Monitore angreifen und durch den geringen Tiefgang in der Lage sein, die Netzsperren vor den Monitoren zu überfahren.

Der Bau von Schnellbooten wurde Deutschland im Vertrag von Versailles verboten, die Reichsmarine experimentierte dennoch im Geheimen mit den verbliebenen Booten aus dem Krieg. Die Entwicklung des typischen deutschen Schnellbootes im Zweiten Weltkrieg begann 1930, als basierend auf dem Plan einer schnellen Motorjacht, der Otheka II, das Schnellboot S1. Es wurde angetrieben von 3 Benzinmotoren auf 3 Schrauben und einem kleinem Hilfsmotor. Das Boot hatte etwa 60t Verdrängung. Der Linienriss des Rumpfes erwies sich als sehr gelungen und wurde bei allen Booten bis zum Ende des 2. Weltkrieges beibehalten. Nachfolgende Bauten erhielten erstmals Dieselmotoren, die wesentlich sicherer waren, weil Benzindämpfe häufig zu Explosionen führten. Dieselmotoren sind außerdem sparsamer und ermöglichten eine größere Reichweite bis zu 700 Seemeilen. Zuerst experimentierte man mit 7-Zylinder-Reihenmotoren von MAN, und 20-Zylinder V-Motoren von Daimler-Benz. Letztere erwiesen sich als deutlich brauchbarer, und deshalb wurde die Motorenbaureihe MB 501 mit 2000PS zum Standardmotor für Schnellboote, die damit 39 kn erreichten. Durch Aufladung leisteten die weiterentwickelten Motoren 2500PS und ermöglichten damit bis zu 42 kn.  Die Alliierten Schnellboote benutzen bis zum Kriegsende Benzinmotoren.

Diese Boote, die etwa 35 m lang und 100 t schwer waren, erhielten zwei in der Back eingebaute Torpedorohre mit den charakteristischen Aussparungen für die Klappen der Torpedorohre. Dazu kamen mehrere Rohrwaffen verschiedenen Kalibers, die während des Krieges laufend vermehrt wurden. Der Typ S100 hatte eine gepanzerte Brücke. Der Rumpf war in Komposit-Bauweise mit Spantengerüst aus einer Aluminium-Legierung und mehrlagiger Holzbeplankung gebaut. Diese Schnellboote, von denen über 200 Exemplare zum Einsatz kamen, griffen vor allem nachts die Küstenschifffahrt um die britischen Inseln an, wurden aber auch über Autostraßen und auf den Binnenschifffahrtswegen ins Mittelmeer und das Schwarze Meer verlegt.

Die Alliierten nannten die deutschen Schellboote E-Boats, wobei der Hintergrund für diese Bezeichnung nicht klar ist.

Ein Schnellboot aus dieser Zeit, das ehemalige S130, war bis in die 1970er Jahre bei der Bundesmarine zu verschiedenen Zwecken im Einsatz und ist nach vielen Umbauten bis heute erhalten geblieben.

 

Schnellboote der deutschen Marine

In der Aufbauphase benutzte die deutsche Bundesmarine noch Schnellboote aus dem Zweiten Weltkrieg oder modifizierte Nachbauten (Silbermöwe-Klasse, Kl. 149). Danach folgten erste Neuentwürfe mit den Booten der Jaguar-Klasse (Kl. 140/141) und der Zobel-Klasse (Kl. 142). Diese Konstruktionen waren noch typische Torpedo-Schnellboote mit je zwei pro Seite schräg V-förmig nach vorne zielenden Torpedo-Rohren und zwei Schnellfeuer-Geschützen des Kalibers 40mm/L70.

Diese Boote waren in der NATO-Strategie für den Schutz der Ostsee-Zugänge um Dänemark konzipiert.

In den 1970er Jahren war diese Bewaffnung recht antiquiert und die Boote der Zobel-Klasse wurden mit zwei drahtgelenkten Torpedos modernisiert, die ältere Jaguar-Klasse außer Dienst gestellt und ab 1973 nacheinander durch die in Frankreich eingekaufte Tiger-Klasse (Kl. 148) ersetzt. Dieser Typ war mit den damals leistungsfähigsten Flugkörpern vom Typ Exocet bewaffnet. Als deutscher Eigenentwurf kamen die Boote der Albatros- und Gepard-Klasse (Kl. 143/143A) hinzu, die später auch die Boote der Zobel-Klasse ersetzten. Gemeinsam ist all diesen Typen der Antrieb mit vier Dieselmotoren und vier Festpropellern.

Nachdem sich 1990 die sicherheitspolitische Lage erheblich verändert hat, und Deutschlands Küsten nicht mehr durch den Warschauer Pakt bedroht sind, haben die Schnellboote ihre ursprüngliche Verteidigungsaufgabe im Bereich der Ostseezugänge verloren. Die älteren deutschen Schnellboote sind ins Ausland verkauft oder verschrottet worden (z.B. die Tigerklasse). Lediglich zehn Boote der Klasse 143A werden im Dienst verbleiben.

Die Deutsche Marine verfügt zur Zeit (April 2005) noch über zwei S-Geschwader (2. S-Gesch. und 7. S-Geschw.) mit je 8 Booten (anfangs je 10, die Ausgemusterten liegen z.Zt. im Marinearsenal Wilhelmshaven). Stationiert sind sie im Marinestützpunkt Rostock Warnemünde/Hohe Düne, zusammengefasst zu einer Schnellbootflottille, zu der auch Tender der Elbe-Klasse (404) als Unterstützungseinheiten gehören. Die Schnellbootflottille wird 2006 aufgelöst, das dann verbleibende Schnellbootgeschwader der neuen Einsatzflottille 1 unterstellt werden. Anstelle neuer Schnellboote wird die Deutsche Marine fünf erheblich größere Korvetten erhalten.

In den vergangenen Jahren wurden die Schnellboote zur Seeraumüberwachung im Rahmen der internationalen Terrorbekämpfung im Golf von Aden und der Strasse von Gibraltar eingesetzt.

Auch die Volksmarine der DDR verfügte über eine große Zahl von Schnellbooten. Wie zum Beispiel die Raketenschnellboote (Kl. OSA-I). Sie waren in der 6. Flottille der Volksmarine in Dranske/Bug auf Rügen zusammengefasst.

Unterschieden werden die jetzigen Schnellboote der Deutschen Marine in die Albatros-Klasse (Kl. 143) und die Gepard-Klasse (Kl. 143A), die auf Basis der Albatros-Klasse weiterentwickelt wurde.